Schon wieder Sonntag

 

Alt werden wollen alle, aber alt sein keiner.

 

Zum Heulen traurig und zum Schlapplachen witzig ist die Komödie. Gutes Theater für das der Engländer Bob Larbey 1988 den Kritikerpreis für die beste Komödie des Jahres erhielt.

 

Ort der Handlung ist ein Altersheim. Heute nennt man solche Anlagen „Seniorenresidenz“ – aber residieren die Senioren? John Cooper tut es jedenfalls nicht. Rein äußerlich sieht alles gut aus in seinem Zimmer, aber im Inneren ist es finster. Da wohnen Angst vor Hinfälligkeit und Hilflosigkeit. Was da brodelt muss raus, also ergeht sich Cooper in sarkastischen, auch derben Monologen und geht seiner Umwelt kräftig auf die Nerven. Jedoch kann er Krankenschwester Wilson oder Putzfrau Mrs. Baker damit nicht schockieren. Ganz im Gegenteil: Zwischen Wilson und Cooper baut sich eine sensible Freundschaft auf und es ist rührend anzusehen, wie die beiden miteinander umgehen.

Jeden ersten Sonntag im Monat kommen Tochter Julia und Schwiegersohn Peter zum Pflichtbesuch, den beide Parteien eigentlich nicht mögen. Die Kinder versuchen es mit höflicher Konversation, der Alte kontert mit ausgesuchten Unhöflichkeiten. Zwischen diesen Sonntagen passiert nicht viel. Irgendwann zieht ein Neuer ein. Ein Heimbewohner gehört neuerdings zu den „Zombies“ wie Cooper es ausdrückt und sein Freund Michael Aylott wird immer vergesslicher – oder beginnt da etwas anderes als Vergesslichkeit, driftet Aylott langsam in eine Welt, in der er für Cooper nicht mehr erreichbar ist?

 

Anrührend gestaltet Aylott diese Sequenzen der beginnenden Altersdemenz, vorsichtig balancierend zwischen den Welten, ohne nach Mitleid zu heischen. Mitleid ist auch das Letzte, was man mit John Cooper haben müsste. Larbey macht aus dem Cooper keinen oberflächlich mäkelnden Alten, sondern zeigt einen alten Mann, der seit dem Tod seiner Frau einsam ist, der sich über seine Gebrechen ärgert, der sich überflüssig vorkommt und darüber mit den derbsten Sprüchen räsoniert. Man kann herrlich mit ihm – nicht über ihn – lachen. Tränen und Lachen liegen ganz nah beieinander.

 

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