Der Freigeist

 

Schauspiel von Eric-Emmanuel Schmitt

 

Denis Diderot ist Philosoph - und Freigeist, wie er selbst beschreibt, denn er ist nicht eingeengt durch moralische Zwänge. "Die Freigeisterei ist die Fähigkeit, das Geschichtliche von der Liebe zu trennen, das Paar von der Paarung, kurz, ein Freigeist zu sein ist davon abhängig, ob man ein Gefühl für die Nuancen hat und für die Genauigkeit", sagt er selbst.

Gerade will er sich von der anstrengenden Arbeit an der Enzyklopädie, die er just fertiggestellt hat, erholen, da kommt eine schlimme Botschaft: Die Enzyklopädie kann nicht in Druck gehen, weil sein Freund und Kollege Jean Jaques Rousseau sich geweigert hat, den Artikel über die Moral zu schreiben. Nun ist Diderot selbst gefordert.

Doch auch einem philosophischen Kopf wie Diderot fällt es schwer, sich auf einen wissenschaftlichen Artikel zu konzentrieren, wenn etwa die Reize der Madame Therbouche seine Abenteuerlust wecken oder die verführerische kleine Tochter seines Freundes ihm partout keinen Frieden lassen will.

Seiner Frau steht jedoch der Sinn danach, mit ihm über die mangelnde Moral in ihrer Ehe zu diskutieren, und die gänzlich unmoralischen Ansichten seiner Tochter bringen seine Definition von Moral endgültig ins Schleudern. Im Spannungsfeld zwischen Pflichtbewusstsein und Sinnenfreude muss Diderot erkennen: "Die Philosophie und das Leben sind zwei verschiedene Dinge".

Was für ein Mensch war der Philosoph und Herausgeber der Französischen Enzyklopädie Denis Diderot (1713 - 1784)? Handelte er im Alltag streng nach seinen Maximen von Ethik und Moral?

Kaum jemand könnte diese Frage besser beantworten, als der Autor und Diderot-Spezialist Eric-Emanuel Schmitt. In seinem Stück präsentiert er sein Idol von sehr menschlicher Seite: hoch geistreich, doch mit tausend Schwächen.

 

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